Von Abfall zur wertvollen Ressource: Die nächsten Schritte der EU-Kreislaufwirtschaft

Nachdem im Mai 2025 strengere Vorgaben zur Kontrolle von Bioabfällen in Kraft getreten sind, um den Anteil an Fremdstoffen in Kompostieranlagen deutlich zu reduzieren, setzt die Europäische Union ihren konsequenten Kurs in Richtung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft fort.
Mit der Ausweitung der gemeinsamen Sammlung von Kunststoff- und Metallverpackungen über den Gelben Sack bzw. die Gelbe Tonne sowie der Einführung und Erweiterung von Einwegpfandsystemen für Getränkeverpackungen in weiteren Mitgliedstaaten wurden bereits wichtige Meilensteine erreicht. Ziel der EU ist es, bis 2030 alle Verpackungen recycelbar zu gestalten und gleichzeitig hohe Sammel- und Recyclingquoten zu erzielen, um Ressourcen zu schonen und die Vermüllung drastisch zu reduzieren.
In der EU wird daher für 2026 der Circular Economy Act (CEA) erwartet, der auf den gesetzten Maßnahmen aufbaut und die Kreislaufwirtschaft in Europa weiter stärken soll.
Was ist der Circular Economy Act (CEA)?
Beim Circular Economy Act (CEA) handelt es sich um ein geplantes EU-Gesetz, welches ab 2026 den Übergang zu einer ressourceneffizienteren Kreislaufwirtschaft beschleunigen soll. Ziel ist es, bestehende Regelwerke zu bündeln und gleichzeitig die Grundlage für einen europäischen Binnenmarkt für Sekundärrohstoffe zu schaffen. Dieser soll die Wiederverwertung und das Recycling stärken sowie den verpflichtenden Einsatz von Recyclingmaterialien festlegen, um die Nachfrage nach Primärrohstoffen deutlich zu reduzieren.
Darüber hinaus fördert der CEA den effizienteren Umgang mit knappen Ressourcen und setzt auf eine Verlängerung der Produktlebenszyklen. Maßnahmen wie Reparieren, Teilen, Wiederverwenden und Recyceln stehen dabei im Mittelpunkt. Ein besonderer Fokus liegt auf Elektro- und Elektronikaltgeräten, da durch eine konsequente Wiederverwertung die Rückgewinnung kritischer Rohstoffe deutlich verbessert werden kann.
Neben der Nutzung von Recyclingmaterialien sieht der Circular Economy Act auch den verstärkten Einsatz biobasierter Materialien als Ersatz für fossile Rohstoffe vor. Der große Vorteil: Biobasierte Werkstoffe können biologisch abbaubar oder kompostierbar sein und somit wieder in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden. Ein etabliertes Beispiel hierfür ist die Bioabfallsammlung: Zertifiziert kompostierbare Bioabfallbeutel werden gemeinsam mit dem Bioabfall entsorgt, zersetzen sich in industriellen Kompostieranlagen innerhalb weniger Wochen und können anschließend als hochwertiger Kompost in der Landwirtschaft eingesetzt werden.
Warum ist der Circular Economy Act so wichtig?
Der Circular Economy Act ist ein zentraler Baustein des EU-Green Deals sowie des Clean Industrial Deals und verbindet ökologische Nachhaltigkeit mit industrieller Wettbewerbsfähigkeit. Durch einheitliche Regeln, klare Standards und langfristige Zielvorgaben schafft das Gesetz Rechtssicherheit und Planbarkeit für Unternehmen und erleichtert Investitionen in kreislauffähige Produkte, Materialien und Prozesse.
Zugleich verfolgt der CEA das ambitionierte Ziel, die Kreislaufquote in der Europäischen Union deutlich zu erhöhen und Europa als weltweiten Vorreiter der Kreislaufwirtschaft zu positionieren. Damit leistet das Gesetz nicht nur einen wesentlichen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz, sondern stärkt auch die Innovationskraft und Resilienz der europäischen Industrie.
Trotz der bereits umgesetzten Maßnahmen zeigt die aktuelle Entwicklung, dass weiterhin dringender Handlungsbedarf besteht. Im Jahr 2023 wurden in der Europäischen Union lediglich rund 48 Prozent der Siedlungsabfälle recycelt oder kompostiert. Gleichzeitig liegt der Anteil von Sekundärrohstoffen, also recycelten Materialien, in neu hergestellten Produkten bei nur 11,8 Prozent.
Besonders hohe Abfallmengen entstehen in Sektoren wie der Bauwirtschaft und dem Bergbau, die bislang nur teilweise von europäischen Regelungen erfasst sind. Um diese Lücken zu schließen und den Übergang zu geschlossenen Stoffkreisläufen konsequent voranzutreiben, sind verbindliche gesetzliche Vorgaben unerlässlich. Der Circular Economy Act soll genau hier ansetzen und einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, Europa langfristig als Weltführer der Kreislaufwirtschaft zu positionieren.
Die Annahme des Circular Economy Act ist derzeit für das vierte Quartal 2026 vorgesehen. Begleitende Maßnahmen und vorbereitende Initiativen werden jedoch bereits schrittweise umgesetzt.










